In den folgenden Zeilen findet ihr einen Bericht von Andreas Masio über seinen Gewinn der Amateurmeisterschaft:
ACO Amateur Schachweltmeisterschaft Rhodos 2019 (von A. Masio)
Ich startete in Gruppe B (38 Teilnehmer, bis ELO 2200) mit einem etwas glücklichen Sieg gegen den an 2 gesetzten Berliner Ralf Schnabel (ELO 2185, Gewinnkombi in Zeitnotphase..) und konnte in Runde zwei gegen FM Cmiel über eine nervenstarke Verteidigungsleistung mit Schwarz (er gab eine Figur für zwei Bauern und sehr aussichtsreichen Königsangriff, in geringer werdender Zeit übersah er einen vernichtenden Konter von mir !) gleich den zweiten Punkt einfahren.
Es folgte ein relativ problemloses Remis gegen FM Zill (taktisch: da Doppelrunde am Montag und wieder mit Schwarz..) in bereits etwas besserer Position (-> anschl. Analyse mit GM Lanka).
Am Dienstag dann ein ausgekämpftes Remis gegen den stark aufspielenden Polen Tymon Ochedzan, der bis zum Turnierende mein stärkster Konkurrent um den Turniersieg werden sollte. Ich hatte aus der Eröffnung heraus einen soliden Mehrbauern, mein Gegner konnte aber sehr geschickt in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel abwickeln....
In Runde 5 dann ein sehenswerter Mattangriff gegen den Vater von GM Falko Bindrich, O. Bindrich und ich merkte so langsam (4 aus 5..), dass das 'Momentum' in diesem Turnier auf meiner Seite liegen könnte. Das bestätigte sich in Runde 6, als ich den Engländer Christopher Bak in der modernen Eröffnung (Tiger-System) überraschen und schlussendlich mattsetzen konnte (er spielte tatsächlich bis zum Matt) !
Somit hatte ich bis zum spielfreien Donnerstag sehenswerte 5 aus 6 erspielt und mein Minimalziel von 50 % erreicht, noch war aber nichts wirklich gewonnen...
Der psychologische Druck nimmt zu und man beschäftigt sich in der freien Zeit zunehmend mit dem nächsten Gegner und der richtigen Strategie bzw. Eröffnungswahl !
So zum Beispiel mit J. Op den Dries, einem sehr theoriestarken Holländer den ich schon beobachtet hatte und der in Runde 7 mein nächster Gegner sein sollte.
Ich entschied mich für 1. d4 und einen Londoner Aufbau - scheinbar genau richtig, denn ich konnte einen nicht zu verteidigenden Mattangriff gegen meinen Gegner mit Turm, Läufer, Springer (unterstützt durch meinen König) starten.
Dann in Runde 8 gegen G. Arold, der mit Weiß eine Qualität für eine sehr schlecht koordinierte Stellung gewann und anschließend komplett überspielt wurde. Er gab alles zurück und stand immer noch glatt auf Verlust ... 7 aus 8 und ein Punkt Vorsprung, der Turniersieg war auf Grund der Buchholzwertung bereits sicher !
Mein Gegner in der letzten Runde musste gegen mich auf Sieg spielen, um noch einen Pokal bzw. Geldpreis zu erlangen. Er wurde aber von mir aus der Eröffnung heraus komplett überspielt und konnte froh sein, dass ich ihm nach 30 Zügen ein Remis anbot... Turniersieg ! (7.5/ 9, ELO-Performance = 2430)
Resümee: für mich ein perfektes Turnier in sehr schöner Umgebung (5* Sheraton Resort), hervorragend organisiert und mit rundem Begleitprogramm (Analysemöglichkeit der Partien mit GM Lanka und GM Skembris, Schachseminare, drei Blitzturniere, große Siegerehrung mit Galadiner für die Teilnehmer und Begleitpersonen....) Ich kann diese Turnierserie der A.C.O. allen interessierten Schachspielern nur wärmstens empfehlen !
v.l.n.r. : L. Hirneise (Präsident der A.C.O.), GM Falko Bindrich, C. Bak, A. Masio